
Hoher CO₂-Ausstoß, Müll im Meer, Massentourismus: Kreuzfahrten stehen in der Kritik. Doch die Branche reagiert – wenn auch langsam.
Der ökologische Fussabdruck einer Kreuzfahrt ist gross – und längst bekannt. Besonders der Einsatz von Schweröl, überfüllte Häfen und der Energieverbrauch an Bord bringen Reedereien zunehmend in Erklärungsnot. Gleichzeitig wächst der Druck von Politik, Öffentlichkeit und Gästen, nachhaltiger zu wirtschaften.
Flüssigerdgas, Filteranlagen, Landstrom
Ein zentraler Hebel zur Verbesserung liegt im Antrieb der Schiffe. Statt Schweröl setzen viele neue Kreuzfahrtschiffe inzwischen auf verflüssigtes Erdgas (LNG), das im Betrieb weniger Schwefel, Feinstaub und CO₂ ausstösst. Doch LNG gilt als Übergangslösung – langfristig fordern Umweltverbände klimaneutrale Alternativen.
Zudem rüsten Reedereien ihre Flotten mit Abgasreinigungssystemen wie Scrubbern aus, die Schadstoffe aus den Abgasen filtern. Auch Landstromanschlüsse in Häfen werden vermehrt genutzt, damit Schiffe im Hafen ihre Motoren abstellen können. Bisher fehlt es aber an flächendeckender Infrastruktur.
Greenwashing oder echter Wandel?
Kritiker*innen warnen vor sogenanntem Greenwashing: Viele Reedereien kommunizieren Nachhaltigkeit offensiv, während zentrale Probleme ungelöst bleiben. So sei die Zahl der Schiffe mit emissionsfreiem Antrieb nach wie vor gering. Auch die soziale Nachhaltigkeit – etwa faire Arbeitsbedingungen für die Crew – wird oft vernachlässigt.
«Wir brauchen klare gesetzliche Vorgaben statt freiwilliger Initiativen», sagt eine Sprecherin des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Nur so könne verhindert werden, dass Klimaschutz zum Marketinginstrument verkomme.
Passagiere zeigen Interesse
Zugleich wächst das Umweltbewusstsein unter den Gästen. Laut einer Umfrage des internationalen Kreuzfahrtverbands CLIA achten über 60 Prozent der Passagier*innen mittlerweile auf ökologische Aspekte bei der Buchung. Besonders jüngere Reisende fragen gezielt nach nachhaltigen Angeboten.
Einige Reedereien reagieren mit CO₂-Kompensationen, plastikfreiem Bordleben oder nachhaltigen Ausflügen. Auch die Verpflegung wird hinterfragt: Weniger Fleisch, mehr regionale Produkte und Vermeidung von Lebensmittelverschwendung sind Trends an Bord.
Der Druck wächst – auch von Land
Auch Städte und Küstenregionen setzen Grenzen. Venedig hat den Kreuzfahrtbetrieb im historischen Zentrum eingeschränkt, Dubrovnik und Barcelona diskutieren Begrenzungen der Anlegezahlen. Ziel ist, Übertourismus und Umweltbelastung einzudämmen – und die Lebensqualität der Bevölkerung zu schützen.
Für Reedereien heisst das: Umwelt- und Sozialverantwortung wird zur Grundvoraussetzung, um langfristig als Anbieter bestehen zu können.
Die Kreuzfahrtbranche hat erste Schritte in Richtung Nachhaltigkeit unternommen – doch zentrale Herausforderungen bleiben. Ohne klare politische Leitlinien, technologische Innovationen und ein Umdenken bei den Gästen wird die Transformation nur schleppend vorankommen.